
Textile Kunst zwischen Natur, Kritik und Transformation
Ich arbeite an der Schnittstelle von Malerei, Zeichnung und textilem Kunsthandwerk. Durch Tuften, Sticken und Weben verwandle ich gebrauchte Stoffe, Papier und Garn in dichte, organisch wuchernde Strukturen. Das Material wird dabei zerschnitten, zerrissen, neu verknüpft und verwoben – ein künstlerischer Prozess, der Vergehen und Entstehen gleichermaßen sichtbar macht.
Die Natur ist für mich immer der Ausgangspunkt. Organische oder moosartige Strukturen wachsen über Leinwände, Linien verzweigen sich wie Wurzeln, erinnern an Nervensysteme oder gewebte Landschaften. Diese Geflechte stehen für Verbindung, Verantwortung – und Verletzlichkeit.
Ich habe Modedesign studiert und einige Jahre in der Modeindustrie gearbeitet. Doch das dort vorherrschende lineare Wertesystem – geprägt von Überproduktion, Ausbeutung und Wegwerfmentalität wollte ich nicht länger mittragen und stand im Widerspruch meiner Überzeugungen. Meine künstlerische Praxis ist eine bewusste Gegenbewegung: Ich setze auf handwerkliche Prozesse, auf Wiederverwertung und auf eine tiefere Auseinandersetzung mit Material, Zeit und Verantwortung.
Jedes meiner Werke ist ein Spannungsfeld: zwischen Natur und Kultur, Zyklus und Stillstand, Werden und Vergehen. Textile Techniken, die traditionell dem Handwerk zugeordnet werden, begreife ich als künstlerische Sprache – kraftvoll, fragil und reflektierend.
In meinen Arbeiten verweben sich Naturbeobachtung, Materialforschung und gesellschaftliche Kritik zu einem vielschichtigen Bild.